Wir sind im Jahr zwei der Pandemie und alle Kurven zu Infektionsraten, Inzidenzen und verabreichten Impfdosen stimmen vorsichtig optimistisch. Wir sehen Licht am Ende des Tunnels. Grund genug zu analysieren, welche Effekte von COVID-19 sich auf dem Arbeitsmarkt zeigen. Wer hat Angst vor Jobverlust, wie viele sind wirklich im Homeoffice, wie ändert sich die Wechselbereitschaft? Randstad hat diese Fragen in der jährlich durchgeführten Employer Brand Studie über 4'000 Schweizerinnen und Schweizern gestellt.
Schweizer gleich betroffen wir das restliche Europa
Bei wem hat sich die Beschäftigungssituation aufgrund von COVID-19 verändert? 38% der Befragten gaben an, von den Auswirkungen der Pandemie betroffen zu sein; 10% arbeiten länger als normal, 14% reduziert, je 4% sind in Kurzarbeit oder wurden arbeitslos, bei 6% sind es andere Gründe. Demgegenüber stehen 54%, die keine Veränderungen erlebt haben.
Die Pandemie hat dabei alle Gruppen, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Bildung gleich getroffen, nur bei den Jungen zwischen 18 und 24 Jahren war die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden etwas höher. Die Schweizer Zahlen unterscheiden sich kaum vom Durchschnitt der anderen europäischen Länder.
Wie hat sich diese Betroffenheit nun auf die Befindlichkeit und die Arbeitsumstände ausgewirkt? Über die Hälfte der Befragten (52%) gaben an, ausschliesslich oder teilweise remote oder im Homeoffice zu arbeiten. 57% davon waren an dieser Entscheidung beteiligt, der Rest hatte keinen Einfluss darauf. Knapp 30% der Befragten hatten diese Option nicht, weil ihr Job nicht remote oder von zu Hause aus zu erledigen ist. Jeder Hundertste hätte zwar einen für Homeoffice geeigneten Job, bekam vom Arbeitgeber aber keine Erlaubnis dafür.
Jobangst erhöht Wechselbereitschaft
Die Pandemie hat auch im Arbeitsleben emotionale Spuren hinterlassen: Fast jeder fünfte Mitarbeitende (19%) hat Angst, seinen Arbeitsplatz zu verlieren und zwar unabhängig von Alter, Geschlecht oder Bildung. Angst um den Job und die Veränderung der Beschäftigungssituation durch COVID-19 beeinflussen auch die Wechselbereitschaft. 29% der von COVID-19 Betroffenen planen einen Wechsel, davon gut jeder dritte Mitarbeitende (36%), weil er Angst vor einem Jobverlust hat. Bei denjenigen, die keine Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes haben, aber auch betroffen waren, planen nur 11% einen Wechsel.
Für Arbeitgeber zahlt sich dafür professionelles Krisenmanagement aus. Gutes Arbeitsklima, Lohn und Sozialleistungen, finanzielle Stabilität, Arbeitsplatzsicherheit etc. gehörten schon immer zu den Top-Kriterien bei der Arbeitgeberwahl. Neu müsste man die Krisenmanagementkompetenz dazu zählen. Der Umgang mit der Pandemie generell und die, durch den Arbeitgeber erfahrene Unterstützung haben dazu geführt, dass sich 54% der Befragten loyaler gegenüber ihrem Arbeitgeber fühlen als vor der Pandemie. Bei 9% ist das Gegenteil der Fall. Wer in den Entscheid miteinbezogen wurde, ob er remote arbeiten will, zeigt einen höheren Loyalitätszuwachs, als diejenigen, die dazu gezwungen wurden. Die Vermutung liegt nah, dass es nicht nur um den Entscheid an sich ging, sondern vor allem um den Einbezug.
Was bleibt?
Homeoffice ist durch Pandemie und Lockdown von einem seltenen Gut zu einem Pflicht- und Mehrheitsmodell geworden. Und, Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben. Fast die Hälfte (44%) der Befragten finden die Möglichkeit remote zu arbeiten attraktiv, was diesen Faktor relevant für die Arbeitgeberwahl macht. Vor allem Frauen und Mitarbeitende mit höherem Bildungsniveau sind diejenigen Gruppen, die Homeoffice als wichtig einstufen. Ob sie Voll- oder Teilzeit arbeiten macht dabei in der Einschätzung keinen Unterschied. Da das erzwungene Homeoffice keine Produktivitätseinbussen gezeigt hat, wird es für Arbeitgeber schwierig werden, wenn sie die Praxis wieder eingrenzen wollen.